Oder du lässt die Mitarbeiter normale Ware auf dem Lkw verzurren und kontrollierst das Ergebnis. Dabei solltest du die Mitarbeiter auf mögliche Fehler aufmerksam machen und konstruktive Verbesserungsvorschläge geben.
Zurrgurte – das Hauptarbeitsmittel zur Ladungssicherung
Womit werden wohl die meisten Güter gesichert? Die Überschrift verrat bereits, dass es sich um Zurrgurte handelt. Doch Zurrgurt ist nicht gleich Zurrgurt. Zurrgurte sind für unterschiedliche Kräfte ausgelegt. Zudem muss die Anzahl der Gurte dem zu sichernden Gewicht angepasst werden. Doch zunächst sollte sich mit dem Zurrgurt beschäftigt werden. Die wichtigsten Informationen zu dem Zurrgurt sind der Kennzeichnung zu entnehmen. Dies sind entweder auf den Gurt aufgenähte Zettel oder angenähte Zettel, die an dem Gurt hangen. Diesem Zettel können 3 wichtige Informationen entnommen werden:
- Der LC-Wert (englisch für: Lashing Capacity, zu Deutsch zulässige Zugkraft) oder F-Zul.-Wert gibt an, ab welchem Wert die Belastungsgrenze des Gurtes erreicht ist.
- Der SHF-Wert (englisch für: Standard Hand Force, zu Deutsch normale Handkraft) gibt an, mit welcher Handkraft die normale Vorspannkraft (STF) erreicht wird.
- Der STF-Wert (englisch für: Standard Tension Force, zu Deutsch normale Vorspannkraft) gibt an, was fur eine Vorspannkraft mit der Ratsche bei Erreichen des SHF-Wertes erreicht wird.
Natürlich kann bei einer hoheren normalen Handkraft auch eine höhere Vorspannkraft erreicht werden, dies muss dann jedoch durch eine Messung nachgewiesen werden. Dazu gibt es spezielle Vorspannkraftmessgerate. Die Angaben werden immer in der Einheit daN gemacht. daN steht fur Dekanewton und ist damit das Zehnfache eines Newton. Wie bereits im Einführungsartikel erwähnt, entspricht 1 kg etwa 10 Newton und somit entspricht auch 1 kg Masse etwa einer Gewichtskraft von 1 daN. Dies macht die Umrechnung von Masse in Zugkraft um einiges leichter.
Antirutschmatten – nicht nur polizeiliche Schikane
Bevor es nun an die Ermittlung der benötigten Zurrgurte geht, sollten sich Gedanken über kleine, sinnvolle Helfer gemacht werden: Antirutschmatten. In vielen Polizeikontrollen wird bemängelt, dass Antirutschmatten fehlen. Diese dienen dazu, die Reibung zwischen Boden und Ladung zu erhöhen. Ziel des Ganzen ist es, die erforderliche Anzahl der Zurrmittel zu reduzieren. Dazu kann man die Reibkräfte berechnen. Als Richtwert für den Reibungskoeffizienten wird oft 0,6 angenommen.
Für das Beispiel aus dem Einführungsartikel – mit einer Last von 10 t bei der Bremsung wirkten 80.000 N bzw. 8.154,94 kg –, bedeutet dies:
Der berechnete Wert für die Reibungskraft kann anschließend von der berechneten Kraft, die zum Halten der Last bei einer Bremsung nötig ist, abgezogen werden.
Diese Rechnung zeigt, wie stark die Sicherungskraft, die von den Zurrgurten aufgebracht werden muss, durch Antirutschmatten abgenommen hat. Dies reduziert die Anzahl der benötigten Zurrgurte erheblich. Allerdings solltest du in der Praxis nicht einfach einen Reibungskoeffizienten von 0,6 annehmen, sondern besser mit dem Hersteller Rücksprache halten.
Die nötige Anzahl an Zurrgurten beim Niederzurren
Nachdem jetzt Antirutschmatten platziert sind, muss theoretisch die Mindestvorspannkraft (Mvk), die alle Zurrgurte gemeinsam aufbringen müssen berechnet werden. Diese ist aber auf dem Etikett des Zurrgurtes angegeben und kann dort abgenommen werden.
Ist die Sicherungskraft vorher nicht bekannt, kann mit der Ladungsmasse gerechnet werden. Nehmen wir beispielhaft eine Vorspannkraft von 2.500 daN an. Um nun die Anzahl der Zurrgurte zu erhalten, wird diese Mindestvorspannkraft durch die maximale Vorspannkraft der Zurrgurte geteilt, die der Kennzeichnung zu entnehmen ist. Bei einer angenommenen maximalen Vorspannkraft (STF) von 400 daN ergibt dies:
Da es hier um Sicherheit geht und damit immer der sicherste Zustand erreicht werden soll, werden Dezimalzahlen zur nächsten ganzen Zahl aufgerundet. Somit benötigt man 7 Zurrgurte.
Zurrgurtanzahl beim Direktzurren
Neben dem Niederzurren, also dem Sichern der Ladung durch zusätzliche Kraftausübung von oben, was den Reibungswert erhöht, gibt es noch das Direktzurren. Dabei wird die Ladung direkt mit dem Fahrzeugaufbau verbunden. So findet eine direkte Kraftübertragung von der Ladung über das Zurrmittel an den Fahrzeugaufbau statt. Dadurch ist eine geringere Vorspannkraft nötig, da nicht wie beim Niederzurren der Reibungswert erhöht wird. Zusätzlich eignet sich diese Methode wesentlich besser zum Sichern schwerer Ladungen, wie z. B. von größen Fahrzeugen. Beim Direktzurren kann man in 3 oft genutzte Arten unterscheiden:
- horizontales Zurren
- Schragzurren
- Diagonalzurren
Horizontales Direktzurren
Beim horizontalen Zurren wird der Zurrgurt flach auf der Ladefläche verzurrt, das heißt, der Winkel zwischen Ladefläche und Gurt betragt 0°. Diese Art des Verzurrens ist allerdings eher selten anwendbar.
Schrägzurren – längs und quer
Weitaus häufiger anzutreffen ist das Schrägzurren längst oder quer zum Fahrzeug. Dabei werden die Zurrgurte entweder parallel zu den Rädern in einem bestimmten Winkel α von der oberen Kante des Ladegutes mit dem Fahrzeugaufbau verbunden (Langszurren) oder die Ladung parallel zur Achse des Fahrzeuges verzurrt.
Bei dieser Zurrung muss man nun die erforderliche Haltekraft pro Zurrmittel ermitteln. Dies geschieht durch eine ähnliche Gleichung wie die zum Niederzurren.
Neu in dieser Gleichung ist das n. Dieses steht für die Anzahl der Zurrmittelpaare, also die Anzahl an Zurrmitteln, die pro Seite eingesetzt werden. In den Abbildungen waren dies jeweils 2 pro Seite notwendig.
Aber Achtung: 2 Gurte allein reichen nicht aus! In dem abgebildeten Modell sind bei 2 Zurrgurte pro Seite längs zur Fahrtrichtung insgesamt 4 Zurrgurte zur Verzurrung in Fahrtrichtung (2 vorn, 2 hinten) erforderlich. Zusätzlich werden noch Zurrgurte quer zur Fahrtrichtung gebraucht, die separat zu berechnen sind.
Diagonalzurren
Neben dem Schrägzurren ist oft auch das Diagonalzurren zu beobachten. Dabei können die Zurrgurte in 3 verschiedenen Formen angeordnet werden:
Mit einer ähnlichen Gleichung wie für das Schrägzurren kann auch hier die zulässige Haltekraft pro Zurrgurt berechnet werden.
Am Beispiel von 10 t ergeben sich für das Querzurren in Längsrichtung 4 Gurte mit einem jeweiligen LC-Wert von 1.100 daN. Da man diagonal gezurrt hat, werden insgesamt nur diese 4 Zurrgurte benötigt und nicht wie beim Schrägzurren Gurte längst und quer zur Fahrtrichtung. Damit ist das Querzurren am effektivsten und zu bevorzugen.
Fazit
In deiner Unterweisung solltest du in jedem Fall auf die Vorzüge der einzelnen Zurrarten hinweisen. Speziell für schwere Guter eignet sich das Diagonalzurren am besten. Des Weiteren solltest du auf die Wichtigkeit von Antirutschmatten hinweisen. Ladungssicherung ist auch bei geringen Geschwindigkeiten notwendig, da der „Ruck“ mit der größten Beschleunigung erst kurz vor dem Stillstand erfolgt. Richtige Ladungssicherung ist kein Hexenwerk, allerdings sollten die Verantwortlichen sich eingehend mit dem Thema befasst haben. Diese Unterweisungshilfe deckt einige Grundzüge ab, jedoch nicht die gesamte Bandbreite der Ladungssicherung. Ergänzend kannst du unseren Artikel zur Ladungssicherung in Pkw und Kleintransportern hinzuziehen. Und vergiss nicht: Am meisten von der Unterweisung bleibt hängen, wenn du die Teilnehmer selber Beispiele erarbeiten lässt.
Übrigens: Wird ein Fahrzeug mit unzureichend gesicherter Ladung gestoppt, werden der Fahrer, der Spediteur, der Verlader und die tatsächlich ladende Person bestraft.
Ein Tipp zum Schluss: Für die richtige Berechnung der Ladungssicherung gibt es günstige und gute Programme und Apps, die man einsetzen kann.
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