So sorgst du für Klarheit und Orientierung bei diesem Thema. Mit deiner Rhetorik sorgst du dafür, ob und wie dieses bei deinen Mitarbeitern ankommt. Es geht also um eine intelligente Kommunikation, die der jeweiligen Führungssituation angepasst ist.
Beispiel:
Herr Richter kam seiner Führungsaufgabe nach und führte eine Unterweisung seiner Mitarbeiter durch. Sein Ziel war es, nicht nur die Mitarbeiter zu informieren, sondern auch zu überzeugen und für die Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu motivieren. Während seines Vortrags fielen Worte wie „Wir müssen“ oder „Es wird von Ihnen erwartet“, „Ich dulde nicht“, „Es gibt keine Alternative“ etc. Abschließend beendete Herr Richter seinen Vortrag mit den Worten: „Ich freue mich darauf, den Weg mit Ihnen gemeinsam zu gehen.“
Herr Richter war nach seinem Vortrag sichtbar erleichtert und zufrieden. Aus seiner Sicht ist dies auch nachzuvollziehen, schließlich gab es kaum Fragen und Bemerkungen zu seinen Erklärungen oder Einwände gegen seinen Ausführungen. So weit, so gut? – Leider nicht! Denn in den Gesichtern der schweigenden Mitarbeiter war deutlich zu erkennen: „Stell bloß keine Fragen, mach, was man dir sagt, und tu so, als wärst du davon begeistert.“ Von der Freude, den Weg gemeinsam zu gehen, keine Spur! Wie denn auch? Herr Richter hatte seinen Mitarbeitern durch die rhetorische Verpackung der Botschaft einen einseitigen und starren Weg präsentiert. Diese Formulierungen waren nicht gerade ein rhetorischer Aufruf zu Motivation, Mitdenken und Mithandeln. Da konnte auch der Schlusssatz nichts mehr retten. Der Funke sprang nicht über, die Mitarbeiter waren für dieses Thema nicht mehr offen.
Doch es könnte so einfach sein!
Im Alltag wird es immer deutlich: Die Verpackung eines Produkts macht sehr viel aus. Für dich als Führungskraft ist die Rhetorik die „Verpackung“ deiner Botschaft oder Information, also deines Produkts. Du kannst Mitarbeiter mit perfekt eingesetzter „Verpackung“ überzeugen und mitreißen und so für ein Thema begeistern und öffnen.
Wichtig: Hinter einer guten und ergreifenden Rhetorik muss unbedingt auch eine gelebte Überzeugung deutlich spürbar und auch tatsächlich vorhanden sein.
Wenn deiner mitreißenden Unterweisung mit einer ergreifenden Rhetorik keine Taten, sondern im schlimmsten Fall sogar gegensätzliches Handeln folgt, verpuffen die Themen schnell, das Interesse lässt nach und die guten Vorsätze sind im Nu verschwunden. Schnell sehen deine Mitarbeiter in dir dann eine Art „Schaumschläger“ – und das ist keine Auszeichnung!
Tipp: „Walk your talk!“ – Tue, was du sagst, und sage nichts, was du nicht auch wirklich tun willst!
Dein Fokus in der Unterweisung sollte neben den konkreten Unterweisungsinhalten auf den Interessen der Mitarbeiter liegen, um sie emotional einzubeziehen und durch ein Wir-Gefühl zur Umsetzung der Unterweisungsinhalte zu motivieren.
Wichtige Aspekte für eine gute Rhetorik
Rhetorisch unbegabten oder unwilligen Führungskräften gehen sehr viele Chancen im Umgang mit den Mitarbeitern verloren, insbesondere bei Unterweisungen, die den Schutz der Mitarbeiter und die Reduzierung der Verletzten- und Krankheitszahlen zum Ziel haben. Für jede Führungskraft sollte deshalb ein Rhetoriktraining obligatorisch sein. Du als kompetente Führungskraft wirst deine Fähigkeit, Sprache zielgerichtet und wirkungsvoll einsetzen, entwickeln wollen:
- Welchen Anlass hast du für deine Unterweisung und welche Ziele möchtest du damit erreichen? Deine Rhetorik kann noch so gut sein: Wenn du mit dem Gesagten an deinem Ziel vorbeiargumentierst, wirst du es nicht erreichen. Du sollst also neben den Regeln einer guten Rhetorik immer dein Ziel vor Augen haben!
- Achte auf kompakte Sätze. Schachtelsätze und lange Ausführungen gehören nicht in eine Unterweisung. Sprich in kurzen, prägnanten und vor allem anschaulichen Sätzen.
- Zu einer guten Rhetorik gehört auch, Kompetenz auszustrahlen. Sprich daher langsam, rede von Anfang an in deiner Tonlage und bleibe ruhig und gelassen. Mache ausreichend Pausen zwischen deinen Sätzen, und gib so deinen Mitarbeitern Zeit, über das Gesagte nachzudenken.
- Eine gute Rhetorik lebt von dialogischem Sprechen. Binde deine Mitarbeiter in deine Unterweisung mit ein. Stelle Fragen, oder gib den Anstoß, über das eigene Handeln nachzudenken. Auch das Angebot, jederzeit Fragen stellen zu können, kommt bei deinen Mitarbeitern gut an.
Mit der Einleitung bzw. dem Beginn der Unterweisung stellst du den Kontakt zu deinen Mitarbeitern her und zugleich eine Verbindung zwischen ihnen und dem Unterweisungsthema selbst. Der Auftakt ist dementsprechend sehr wichtig:
- Identifiziere dich mit dem Thema und zeige das auch nach außen mit deiner Gestik und Mimik. Nur wer mit vollem rhetorischem Einsatz dabei ist, kann auch seine Mitarbeiter begeistern. Ein Möglichkeit, die Rhetorik zu verbessern, findest du auf folgender Seite.
- Formuliere deine Sätze − wann immer es geht − positiv, auch wenn du etwas Negatives sagen willst. Bei einer guten Rhetorik werden negative Aspekte in Wünschen, Verbesserungsvorschlägen und Visionen für die Zukunft ausgedrückt.
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Verwende rhetorische Stilmittel und einen weiten Wortschatz. Ständige Wiederholungen und trockene Vorträge erschweren nur das Zuhören.
Übungen zur Verbesserung der Rhetorik
- Wortschatz ausweiten: Schlage Fremdwörter, die du nicht kennst, im Wörterbuch nach, und versuche, dir diese einzuprägen. Suche dir einige Wörter gezielt heraus, und versuche, dazu Synonyme und Assoziationen zu finden. So kannst du deinen Wortschatz kontinuierlich erweitern.
- Mimik und Gestik verbessern: Stelle dich vor einen Spiegel und halte eine Rede vor dir selbst. Achte dabei auf deine Körpersprache und automatisiere bestimmte Bewegungen.
- Übe den Gebrauch der wichtigsten rhetorischen Mittel: Klimax, Vergleich, Metapher, Anapher. Nimm dir ein Thema vor, und versuche, dazu passende Vergleiche, Metaphern (Sprachbilder wie „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“), Anaphern (Wort- oder Buchstabenwiederholungen zur Betonung) oder auch eine Klimax zu finden (Steigerung wie „Geld macht glücklich, Familie macht glücklicher, Gesundheit macht am glücklichsten“). Verinnerliche diesen Sprachgebrauch.
- Drücke dich positiv aus, auch wenn du etwas Negatives zu sagen hast. Schreibe dir dazu Dinge auf, die dich stören, und versuche, sie in eine positive Botschaft umzuformulieren.
- Für eine gute Rhetorik sind Stimmlage und Sprechtempo enorm wichtig. Wer langsam spricht, hat mehr Zeit nachzudenken. Versuche, einige Minuten vor deiner Rede deine Stimmlage und dein Tempo zu finden, und behalte beides bei.
Die Plauder-Übung
Gehe am besten so vor:
- Ziehe dich an einen Ort zurück, an dem du mindestens eine Viertelstunde ungestört bist. Schaue auf die Uhr. Stoppe die Zeit. Genau eine Viertelstunde – nicht mehr und nicht weniger. Und los geht’s.
- Plappere drauflos. Was immer dir durch den Kopf schießt. Raus damit! Die Sätze sollten natürlich auch einen Sinn ergeben. Auch wenn in unserem Kopf ein ständiger Monolog abläuft, es ist alles andere als einfach, diesen Monolog bzw. die Gedanken eine Viertelstunde in gesprochene Worte zu fassen.
Und eine Viertelstunde ununterbrochenen Plaudern kann wirklich anstrengend sein. Auch wenn anfangs dein Plaudern vielleicht noch etwas holprig ist: Schon nach wenigen Tagen wirst du merken, dass es dir leicht(er) fällt.
Du wirst sicherer in deiner Ausdrucksweise, der Redefluss fällt leichter und du verbesserst insgesamt deine Rhetorik. Aber wie beim Sport gilt auch hier: Schraube die Anforderungen langsam hoch!
Steigerung 1: Wörter weglassen
Lasse nun alle „und“ weg. Plaudere also drauflos, ohne das Wörtchen „und“ zu verwenden. Das mag jetzt vielleicht einfach klingen, aber das täuscht. Du kannst natürlich auch ein anderes häufig verwendetes Wort weglassen. Denn das Drauf losplappern erfordert keine sonderliche Konzentration. Wenn du nun aber darauf achten musst, ein Wort oder mehrere Wörter zu vermeiden, erfordert das eine hohe Aufmerksamkeit. Neben der Rhetorik verbesserst du bei regelmäßiger Übung damit also auch deine Konzentrationsfähigkeit.
Steigerung 2: Themenwechsel
Überlege dir 3 Themen. Idealerweise sind das Themengebiete, auf denen du nicht so bewandert bist– die also nicht unbedingt zu deinem Fachgebiet gehören. Dann notierst du dir auf einem Blatt 3 Überschriften zu den gewählten Themen. Das sind nun deine Vortragsthemen. Wechsele genau nach 5 Minuten zum nächsten Thema. Über eine Materie referieren, in der man nicht so sattelfest ist, stellt eine beträchtliche Herausforderung dar.
Steigerung 3: Aus einer Viertelstunde wird eine halbe
Wenn dir die genannten Schwierigkeitssteigerungen keine besonderen Probleme mehr bereiten, dehnst du deine Redezeit einfach auf eine halbe Stunde aus – mehr Redezeit, mehr Themen.
Fazit
Die Arbeit an der Rhetorik ist für dich als Führungskraft unumgänglich. Zum Führen und Unterweisen gehört nämlich eine gute und solide Rhetorik. Deine Rhetorik muss inhaltlich stark und überzeugend, emotional und immer wertschätzend sein. Das ist ein großer Teil der Führungsintelligenz. Beschäftige dich mit deiner Rhetorik, trainiere sie, und ziehe einen großen Nutzen aus deren Verbesserung.
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