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Gefährdungsbeurteilung: So findest du den richtigen Handschutz

Gefährdungsbeurteilung: So findest du den richtigen Handschutz

Hast du daran gedacht? Vor der Auswahl und dem Einsatz von Schutzhandschuhen musst du eine Gefährdungsbeurteilung durchführen. Dabei musst du besonders die folgenden Punkte berücksichtigen: Art und Umfang der Risiken am Arbeitsplatz, Arbeitsbedingungen und gesundheitliche Risiken für den Versicherten. Hier erfährst du, welche Besonderheiten du beachten sollst!

Schritt 1: Brauchst du überhaupt Handschutz?

Denkst du zuerst immer an das Grundprinzip der Schutzmaßnahmen nach dem Arbeitsschutzgesetz in folgender Reihenfolge: Technisch – Organisatorisch – Persönlich. Bevor du zum Einsatz von Schutzhandschuhen kommst, musst du geprüft haben, ob du nicht die Gefährdungen insbesondere durch technische Maßnahmen vermeiden kannst. Nachfolgend gehe ich davon aus, dass du diese Prüfung erfolglos abgeschlossen hast. Dokumentiere im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung, warum du zu keiner anderen Lösung kommst als zum Handschutz.

Schritt 2: Art und Umfang der Risiken an deinem Arbeitsplatz

Ermittele die Art und den Umfang der Gefahren, die auf die Hände der Mitarbeiter einwirken können. Mit folgenden Risiken musst du in jedem Fall rechnen:

  • mechanische Einwirkungen, beispielsweise durch Anstoßen, spitze oder scharfe Gegenstände und Strahlmittel
  • chemische Einwirkungen, etwa durch Kontakt mit Flüssigkeiten oder Feststoffen
  • thermische Einwirkungen durch heiße und/oder kalte Materialien, Kontakt mit Strahlungswärme oder offenen Flammen
  • Einwirkung von elektrischem Strom
  • Einwirkung von Vibration
  • Einwirkung von biologischen Gefahren durch Mikroorganismen
  • Kontamination mit radioaktivem Material

Beispiel: Ein Mitarbeiter soll Metallplatten mit einem Entfetter reinigen. In diesem Fall liegen Gefährdungen aufgrund mechanischer Einwirkungen – nämlich Schneiden oder Stoßen an scharfen Gegenständen – und chemischer Einflüsse durch den Entfetter vor.

Sie benötigen theoretisch also einen Chemikalienschutzhandschuh, der vor den Inhaltsstoffen des Entfetters und den Schnitt- und Stichgefahren des scharfkantigen Metalls schützt.

Definiere, welche Gefährdungen auf die Hände einwirken können, lege anschließend das Schutzziel fest, und ermittele dann, mit welcher Art von Handschuhen du dieses Schutzziel erreichen kannst.

Schritt 3: Geeignete Handschuhe finden

Bei der Auswahl von Schutzhandschuhen musst du nun die Forderungen nach einem bestmöglichen Schutz einerseits und nach Tragekomfort, Tastgefühl und Greifvermögen andererseits miteinander verknüpfen. Das ist nicht immer zu 100 % erreichbar, sollte von dir aber angestrebt werden.

Achte zunächst besonders darauf, dass

  • die richtige Schutzhandschuhgröße ausgewählt wird,
  • die Nähte so ausgebildet sind, dass sie nicht drücken und nicht an Belastungsstellen liegen,
  • die Handschuhe eng anliegen und nicht herunterrutschen können.

Beim Einsatz von Chemikalienschutzhandschuhen musst du darüber hinaus darauf achten, dass

  • die Chemikalie den Handschuh durchdringen kann und deswegen die vom Hersteller vorgegebene Verwendungsdauer nicht überschritten werden darf, (Erklärung: Kein Chemikalienschutzhandschuh schützt zu 100 %. Chemikalien durchdringen im Laufe der Zeit das Handschuhmaterial und heben damit den Schutz auf. Der Zeitraum bis zur Durchdringung wird Permeationszeit genannt. Kläre mit dem Handschuhhersteller, wie lang die Permeationszeit eines Handschuhs nach dem Erstkontakt mit einer Chemikalie ist, und verwende den Handschuh keinesfalls länger!)
  • ein Handschuhmaterial vor einer Chemikalie gut und vor einer anderen gar nicht schützt,
  • Stoffmischungen anders reagieren können als Reinstoffe und du deshalb mit dem Hersteller des Handschuhs gemeinsam prüfen musst, ob ein Handschuh, der gegen die verschiedenen Reinstoffe schützt, bei einem Stoffgemisch genauso wirkt. (Erklärung: Auch Chemikalienschutzhandschuhe bestehen aus Chemikalien. Sie sind nicht gegen jeden Stoff resistent. Es gibt also keinen universellen Chemikalienschutzhandschuh. Vielmehr musst du immer mit dem Hersteller abklären, welcher seiner Handschuhe gegen den von dir eingesetzten Stoff am besten schützt.)

Schritt 4: Bewertung der Handschuhe

Vor der Auswahl von Schutzhandschuhen musst du deren Bewertung vornehmen. Nur so kannst du feststellen, ob die Handschuhe

  1. Schutz gegenüber den abzuwehrenden Gefahren bieten, ohne selbst eine größere Gefahr mit sich zu bringen,
  2. für die an dem jeweiligen Arbeitsplatz vorherrschenden Bedingungen geeignet sind,
  3. den ergonomischen Anforderungen und gesundheitlichen Erfordernissen der Mitarbeiter genügen und
  4. dem Träger passen bzw. in einer für ihn passenden Größe beschafft werden können.

Denke daran, dass es sich hierbei um Persönliche Schutzausrüstung handelt und du unter Umständen jedem Mitarbeiter eigene Schutzhandschuhe zur persönlichen Benutzung zur Verfügung stellen musst. Ausnehmen könnte man hierbei sicherlich Schutzhandschuhe zum gelegentlichen Einsatz am Ofen (zum Schutz vor Hitze) oder zum Umgang mit tiefkalten verflüssigten Gasen.

Verwende nur richtig gekennzeichnete Handschuhe

Beachte, dass Schutzhandschuhe ordnungsgemäß gekennzeichnet sein müssen, damit du diese überhaupt verwenden darfst. Folgende Angaben müssen sich an dem Handschuh befinden:

  • Name oder Kennzeichen des Herstellers/Lieferers
  • Typenangabe und Modellnummer
  • Größe

Auf jeden Fall muss das CE-Zeichen daran angebracht sein. Handschuhe ohne CE-Zeichen darfst du nicht als Schutzhandschuhe verwenden. Sind die Handschuhe nach Norm hergestellt, muss über entsprechende Piktogramme auch erkennbar sein, vor welchen Risiken der Handschuh schützen soll.

Handschuhe richtig verwenden

Damit du die Unterweisung, bezogen auf deinen Betrieb, ordnungsgemäß durchführen kannst, musst du für den Einsatz der Handschuhe Betriebsanweisungen erstellen. Diese müssen insbesondere Informationen zur richtigen Anwendung der Handschuhe, zur falschen und/oder verbotenen Verwendung sowie zu deren Pflege und Kontrolle enthalten.

Denke daran, dass Handschuhe nicht im Umgang mit rotierenden Arbeitsmitteln und bei Einzugsgefahren verwendet werden dürfen.

Fazit

Schutzhandschuhe sollen den Menschen vor Risiken schützen. Sie sind aber das letzte Mittel in der Rangfolge möglicher Schutzmaßnahmen und dürfen nur dann zum Einsatz kommen, wenn alle anderen Möglichkeiten zum Schutz der Beschäftigten ausgeschöpft sind. Bevor du Handschuhe einsetzt, musst du ermitteln, wovor geschützt werden soll und welches Handschuhmaterial dafür am besten geeignet ist. Es gibt zwar Handschuhe, die vor verschiedenen Risiken schützen, aber den Universalschutzhandschuh gibt es nicht. Bei Chemikalienschutzhandschuhen musst du die begrenzte Tragezeit beachten. Vor dem Einsatz von Schutzhandschuhen steht die Unterweisung der Beschäftigten, damit diese wissen, wie sie mit dem Handschuh umgehen müssen und dieser zu pflegen ist.

 

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