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Unterweisung: Heben und Tragen, aber richtig!

Unterweisung: Heben und Tragen, aber richtig!

Schwere Lasten, teilweise sperrig, teilweise gut handhabbar, sind auf jeder Baustelle anzutreffen. Dabei können vor allem langjähriges Heben und Tragen von Lasten zu schweren Schädigungen des Muskel-Skelett-Systems und besonders der Bandscheiben führen. In diesem Beitrag zeigen wir dir, was die häufigsten Fehler beim Heben und Tragen sind und wie Lasten auf der Baustelle sicher transportiert werden können.

5 häufige Fehler beim Heben und Tragen

1. Selbstüberschätzung. Da Baustellen nach wie vor überwiegend von den Herren der Schöpfung dominiert werden, kommt das Kräftemessen dort nicht zu kurz. So ist häufig zu sehen, dass der ein oder andere Kollege allein mit schweren Lasten hantiert, anstatt sich einen Kollegen als Tragehilfe zu holen. Das kann besonders bei langjähriger Tätigkeit zu schweren Rückenproblemen führen.

2. Falsches Heben. Weil es vielen bequemer oder einfacher vorkommt, bleiben beim Anheben von Lasten die Beine oft durchgestreckt oder nur leicht gebeugt. Dies hat zu Folge, dass der Rücken krumm gemacht wird. Davon geht eine starke und einseitige Belastung der Bandscheiben aus. Der rückeninnere Teil der Bandscheibe wird starker komprimiert als der rückenäußere Teil. Umso größer das zu tragende Gewicht nun ist, umso starker wird die Bandscheibe belastet. Bei zu häufiger Durchführung können erhebliche Bandscheibenproblemen entstehen.

Ebenso ungünstig ist das Heben nach oben mit einem Hohlkreuz. Hierbei hast du das gleiche Belastungsproblem wie bei gebeugtem Rücken, nur mit einer erhöhten Belastung im rückenäußeren Teil der Bandscheibe.

Heben und Tragen Bandscheiben

3. Verdrehen des Oberkörpers. Sei mal ehrlich, wenn du eine Wasserkiste aus dem Auto hebst und auf den Boden setzt, machst du dies, ohne den Oberkörper zu verdrehen. Nein? Das solltest du unbedingt ändern. Auch bei verdrehtem Oberkörper sind die Bandscheiben ungünstig belastet, wodurch sie geschädigt werden können.

4. Einseitige Belastung. Beim Transport von Lasten mit Griff neigen viele Menschen dazu, diese in nur eine Hand zu nehmen. Dies führt zu einer einseitigen Belastung des Körpers und wiederum zu einer stark einseitigen Belastung der Bandscheiben. Besser: den Körper gleichmassig belasten, indem z. B. in der linken und der rechten Hand ein etwa gleich großes Gewicht transportiert wird.

5. Nicht körpernahes Tragen. Wenn du Lasten nicht nah genug am Körper trägst, verlängert sich der Hebelweg der Last zur Wirbelsäule. Damit erhöht sich die Belastung deutlich. Dies ist insbesondere bei baulich größeren Lasten der Fall, da bei diesen einfach aufgrund des Volumens der Schwerpunkt der Last weit entfernt vom Körper ist. Größere Lasten sind daher unabhängig von deren Gewicht besser durch 2 Personen zu tragen.

Händisches Heben und Tragen haben Grenzen

Aus den oben genannten Fehlern lassen sich bereits einige Grenzen des Hebens und Tragens auf manuelle Art erkennen. So sind große sperrige Lasten mindestens zu zweit oder mit einem geeigneten Transportmittel zu befördern. Doch auch bezüglich des Gewichts gibt es Grenzen. Umso großer das Gewicht ist, das wir heben oder tragen, umso großer ist die Belastung für unsere Bandscheiben, unabhängig davon, ob du mit geradem Rücken hebst und trägst oder nicht. Nachfolgend findest du Empfehlungen für das maximal zu hebende/tragende Gewicht in Abhängigkeit vom Alter der Beschäftigten.

Alter Männer Frauen
16 bis 18 Jahre 19 kg 12 kg
18 bis 20 Jahre 23 kg 14 kg
20 bis 35 Jahre 25 kg 15 kg
35 bis 50 Jahre 21 kg 13 kg
über 50 Jahre 16 kg 10 kg

Die Last, die ein Mensch heben bzw. tragen kann, hängt wesentlich von seiner körperlichen Verfassung bzw. Statur, seinem Alter und Geschlecht ab. Mitarbeiter, die viel Sport treiben, können körperlich auch dazu in der Lage sein, schwerere Lasten zu heben und zu tragen, was du der Tabelle entnehmen kannst. Dies setzt jedoch auch die richtige Hebe- und Tragetechnik voraus.

Einsatz von Transporthilfsmitteln

Bei einigen Lasten hilft auch die richtige Hebetechnik wenig, da die Last einfach schlecht zu greifen ist. In einem solchen Fall empfiehlt sich der Einsatz von Transporthilfsmitteln. Transporthilfsmittel für den manuellen Lastentransport gibt es in diversen Ausführungen, sodass du in deiner Unterweisung nur das in deinem Betrieb eingesetzte Hilfsmittel vorstellen musst. Achte bei der Präsentation auch darauf, die möglichen Gefahren durch das Hilfsmittel zu nennen. Bei handgeführten Elektromagneten besteht höchste Quetschgefahr, wenn deine Mitarbeiter die Finger zwischen dem Metallobjekt und dem Handmagneten haben. Erkläre auch genau die Eignung des Transporthilfsmittels. Ein Handsaugheber ist hervorragend für Glasscheiben geeignet, jedoch je nach Saugleistung weniger für schwerere Metallplatten.

Hilfsmittel zur Lastanhebung

Neben manuellen Transporthilfsmitteln gibt es auch eine Reihe mechanisierter und automatisierter Hilfsmittel zum Anheben und Transport von Lasten. Dies ist insbesondere bei großen und schweren Lasten eine sinnvolle Arbeitserleichterung. Angelehnt an das STOP-Prinzip, ist der Einsatz entsprechender Hilfsmittel zur Abwendung von Gesundheitsgefahren durch das Heben sogar Pflicht. Unabhängig davon, ob du Hebezeuge, Krane, Manipulatoren oder andere Hebegerate einsetzt, spielt das Anschlagen der Lasten eine große Rolle. Bei Manipulatoren oder Vakuumhebern ist die Verwendung aufgrund der Bauform nahezu eindeutig gegeben. Dennoch müssen deine Mitarbeiter regelmässig im Umgang mit diesen Arbeitsmitteln unterweisen.

Häufigere Fehler sind bei der Nutzung von (Kran-)Haken in Kombination mit Anschlagmitteln gegeben. Besonders beliebt sind etwa Chemiefaserbänder. Doch auch Chemiefasern sind nicht begrenzt belastbar. Anhand der Farbe der Chemiefaserbänder kannst du die maximale Belastbarkeit erkennen:

 

Farbe Traglast in kg
dunkelgrün 500
lila 1000
grün 2000
gelb 3000
weiß 4000
rot 5000

Die angegebenen Tragfähigkeiten gelten allerdings nur bei einer direkten Verbindung zwischen Last und Haken. Wird das Chemiefaserband um die Last geschlungen, sprich, wird der Schnürgang verwendet, vermindert sich die Tragfähigkeit auf 80 %. Auch andere Anschlagmittel wir Ketten haben nur eine maximale Belastbarkeit, die wiederum vom Neigungswinkel der Kette abhängt. Um ein Versagen des Anschlagmittels unter Last zu vermeiden, solltest du immer eine gewisse Sicherheit einbauen.

Abgesehen von zu hoher Belastung, kann ein Anschlagmittel auch aufgrund anderweitiger Beanspruchung, z. B. des Ziehens über scharfe Kanten,  beschädigt werden. Das Anschlagmittel ist dann ablegereif. Die Ablegereife gibt den Zeitpunkt an, an dem das Anschlagmittel nicht mehr genutzt werden kann. Die nachfolgende Tabelle gibt dir Hinweise darauf, wann Anschlagmittel ablegereif sind. Diese und weitere Informationen dazu findest du auch in der DGUV-Information 209-013, vormals BGI 556, „Anschläger“.

 

Stahldrahtseile Hanf- und Chemiefaserseile Ketten Hebebänder
Bruch einer Litze Bruch einer Litze Mechanische Beschädigung durch Quetschung, Einkerbung oder Rissbildung Garnbrüche bzw. Garneinschnitte im Gewebe von mehr als 10% des Gesamtquerschnitts
Knicke Mechanische Beschädigungen Deformation durch Verbiegen, Verdrehen oder Eindrücken einzelner Kettenglieder Beschädigung der tragenden Nähte
Quetschungen Starker Verschleiß Dehnung durch Überlastung Verformung durch Wärmeeinfluss, z. B. Reibung, Strahlung, Berührung
Aufdoldung Auflockerung Längung der gesamten Ketten oder einzelner Glieder um 5% oder mehr Einfluss aggressiver Stoffe, z. B. Säuren, Laugen, Lösemittel
Kinken/Klanken Herausfallendes Fasermehl beim Aufdrehen Abnahme der Gliedstärke an beliebiger Stelle um mehr als 10 %
Rostschäden Einfluss von Feuchtigkeit oder aggressiven Medien
Starke Überhitzung Viele Garnbrüche – mehr als 10 % der Gesamtgarnzahl
Starke Abnutzung der Seilverbindungen Verbrannte, verschmorte, spröde Teile durch Hitzeeinstrahlung
Heraustretende oder beschädigte Hanfseele Lockerung der Spleiße
Sichtbare Drahtbrüche (siehe dazu DIN 3088)

 

Erfahre in unserem Artikel zum Rangieren mit einer Ameise mehr zu dem Thema

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