Aus § 12 Arbeitsschutzgesetz geht hervor, dass Mitarbeiter „bei der Einstellung, bei Veränderungen im Aufgabenbereich, der Einführung neuer Arbeitsmittel oder einer neuen Technologie vor Aufnahme der Tätigkeit“ unterwiesen werden müssen. Konkreter in Bezug auf Persönliche Schutzausrüstung wird es in der „Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Benutzung Persönlicher Schutzausrüstungen bei der Arbeit“ (PSA-Benutzungsverordnung (PSA-BV)). Dort heißt es in § 3, dass „der Arbeitgeber die Beschäftigten darin zu unterweisen [hat], wie die Persönlichen Schutzausrüstungen sicherheitsgerecht benutzt werden. Soweit erforderlich, führt er eine Schulung in der Benutzung durch.“
Einfach PSA verteilen und das Kapitel abhaken ist also nicht genug. Vielmehr muss die Verteilung mit einer Unterweisung oder – noch besser – mit einer Übung verbunden sein. Denn falsch benutzte PSA tauscht Schutz vor und schützt nicht richtig.
Schädigungen durch falsche Nutzung
Der richtige Schutz des Gehörs steht und fällt der mit der korrekten Anwendung des Gehörschutzes. Der teuerste Gehörschutz nutzt nichts, wenn er falsch getragen wird. Umso wichtiger ist es also, dass Beschäftigte regelmäßig in der richtigen Nutzung des Gehörschutzes unterwiesen werden. Nur so kannst du Beeinträchtigungen des Gehörs deiner Mitarbeiter vermeiden. Nach Hauterkrankungen war Lärmschwerhörigkeit schon in den letzten Jahren die zweit häufigste angezeigte und sogar die häufigste anerkannte Berufskrankheit. Vergiss nicht, dass dies für dich bedeuten kann, wichtige Leistungsträger und langjährige Mitarbeiter durch Lärmschaden zu verlieren. Wir alle kennen den Cartoon, bei dem der Figur die Gehörschutzstöpsel wie Korken aus den Ohren herausragen. Was im Cartoon witzig ist, wäre in der Realität fatal, weil der falsche Einsatz die Maßnahme unwirksam macht.
Erläutere die genauen Gründe für die Gehörschutztragepflicht
Den Entscheidern im Unternehmen, die die Tragepflicht für Gehörschutz festlegen, ist in den meisten Fallen klar, weshalb sie den Mitarbeitern diese Pflicht auferlegen. Bei vielen Beschäftigten sieht dies allerdings anders aus. Für sie ist es einfach nur eine lästige Angelegenheit oder auch ein nettes Extra, wenn man mal in Ruhe arbeiten mochte … Aus diesen Gründen musst du in deiner Unterweisung auf Lärm und dessen Auswirkungen auf das Gehör eingehen. Gehe dabei insbesondere auf die Anatomie des Ohrs ein. Damit lasst sich am besten erklären, was der Lärm bewirkt.
Tipp: Erkläre den Hörschaden mit einem Kornfeld: Im Ohr befinden sich kleine Härchen, die vom Schalldruck wie Getreideähren hin und her bewegt werden und den Schall für unser Gehirn in Impulse umwandeln. Lärm wirkt auf diese Härchen wie Hagel auf das Getreidefeld. Die Härchen knicken um und verlieren ihre Funktion – Getreide knickt bei Hagel ab, richtet sich nicht mehr auf und kann nicht mehr geerntet werden. Dieser Hörschaden ist nicht reparabel, und je mehr Härchen umgeknickt sind, umso schlechter wird das Hörvermögen.
Unterweisung in der Nutzung von Kapselgehörschutz
Die Nutzung von einfachen Kapselgehörschützern stellt für die wenigsten Beschäftigten ein Problem dar. Doch auch hier ist darauf hinzuweisen, wie die richtige Verwendung gelingt. Dies gilt insbesondere in Bezug auf den Bügel der Gehörschützer. Hier gibt es Kopf-, Nacken- und Universalbügel, die in der Regel auf die jeweilige Kopfgröße eingestellt werden müssen. Wenn du spezielle Kapselgehörschützer, wie beispielsweise Gehörschützer mit pegelabhängiger Schalldämmung, Kommunikationseinrichtung oder eingebautem Radio benutzt, gilt es, die Funktionen genau darzulegen, sodass die Mitarbeiter den Gehörschutz selbstständig bedienen können.
Tipp: In den meisten Fällen ist von Kapselgehörschützern mit eingebautem Radio abzuraten, weil dieses die Wahrnehmung anderer Geräusche einschränkt und die Konzentration auf die Aufgabe beeinträchtigt.
Eine besondere Problematik der Kapselgehörschützer ist die Kombination mit anderer Persönlicher Schutzausrüstung. Erläutere deinen Mitarbeiter, welche Kombinationen nicht möglich sind, da andernfalls die Funktionsweise einer Komponente außer Kraft gesetzt werden kann. Müssen beispielsweise Kapselgehörschützer und Schutzbrille getragen werden, solltest du auf eine extra zum gleichzeitigen Tragen zugelassene Kombination zurückgreifen und diese den Mitarbeitern vorstellen.
Trotz der robusten Bauweise der Kapselgehörschützer sind auch diese vor der Verwendung auf mögliche Schaden zu inspizieren. Wesentliche Elemente der Kapselgehörschützer sind zum einen die Dichtungskissen, die dafür sorgen, dass kein Schall an den Kapseln vorbei zum Ohr dringt. Hier ist insbesondere auf mögliche Schädigungen wie Risse zu achten. Zum anderen muss der Bügel funktionsfähig sein. Ein aufgebogener Bügel kann die Kapseln nicht mehr ausreichend an den Kopf drucken, sodass ein Großteil des Schalls fast ungedämmt ans Ohr dringen kann. Aber auch bei anderen Beschädigungen des Bügels oder der Kapseln sollte der Gehörschutz ersetzt werden.
Damit die Gehörschützer möglichst lange verwendet werden können, sind zusätzlich einige Pflege- und Hygieneregeln zu beachten. Bei Kapselgehörschützern beschränken sich die Pflege und Hygiene jedoch in den meisten Fallen auf eine regelmäßige Reinigung und einen Austausch der Dichtungskissen. Befinden sich im Inneren der Gehörschützer Schaumstoffeinlagen, sind auch diese regelmäßig zu tauschen, da unter den Kapseln eine erhöhte Schweißbildung möglich ist. Dies ist auch ein Punkt, dessen sich viele Mitarbeiter nicht bewusst sind. Auch ein Kapselgehörschützer stellt Persönliche Schutzausrüstung dar und ist somit nur durch eine Person zu benutzen. Erst nach Austausch der genannten Teile darf der Gehörschutz auch durch andere Personen verwendet werden.
Lärmschwerhörigkeit ist die am häufigsten anerkannte Berufskrankheit Anhand unserer Materialien kannst du deinen Mitarbeitern zeigen, wie sie diese durch richtigen Gehörschutz... Erfahre mehr
Unterweisung zu Gehörsschutzstöpseln
Die Nutzung von Gehörschutzstöpseln gestaltet sich im Vergleich zu den Kapselgehörschützern ein wenig schwieriger. Besonders „vor Gebrauch zu formende Gehörschutzstöpsel“ sind wirkungslos, wenn sie falsch eingesetzt werden.
Ein wesentlicher Bestandteil der richtigen Verwendung von selbst zu formenden Gehörschutzstöpseln ist das Zusammendrucken vor der Verwendung. Nur so kann der Gehörschutzstöpsel tief genug in den Gehörgang geschoben werden und sich der individuellen Form des Gehörgangs anpassen. Damit der Gehörschutzstöpsel jedoch tief genug in den Gehörgang gelangen kann, muss der Gehörgang vorher manuell begradigt werden. Hier kommt der bei vielen bekannte „Uber-den-Kopf-Griff“ zum Einsatz. Dabei muss der Benutzer seine jeweilige Hand über den Kopf an das gegenüberliegende Ohr fuhren und die Ohrmuschel nach oben ziehen. Dies sorgt für eine annähernde Begradigung des Gehörgangs, sodass der Gehörschutzstöpsel wahrend des Hochziehens des Ohrs eingeführt werden kann. Wird der Gehörschutzstöpsel nicht auf diese Weise eingeführt, kann er nicht seine kompletten Schalldämmfähigkeiten entfalten. Anschließend muss der Gehörschutzstöpsel mit einem Finger an seiner Position gehalten werden, bis er sich vollständig entfaltet hat. Andernfalls kann er verrutschen und nicht ausreichend dämmen.
Anders sieht dies bei fertig geformten Gehörschutzstöpseln oder den individuell angepassten Otoplastiken aus. Fertig geformte Gehörschutzstöpsel (in der Regel „tannenbaumförmig“) können ohne vorheriges Zusammendrucken direkt in den Gehörgang geschoben werden. Da nicht jeder Gehörgang die gleiche Weite hat, gibt es die Gehörschutzart in verschiedenen Größen. Der individuell angefertigte Gehörschutz hingegen wird in der Regel durch eine Drehbewegung in das Ohr gesetzt. Hier sind die jeweiligen Herstellerangaben zu beachten. Natürlich müssen besonders Gehörschutzstöpsel regelmäßig gereinigt werden, sofern sie für eine mehrmalige Anwendung geeignet sind. Hierzu sind wiederum die entsprechenden Herstellerangaben zu befolgen. Bei Gehörschutzstöpsel zur einmaligen Nutzung musst du deinen Mitarbeiter darauf aufmerksam machen, dass die Gehörschutzstöpsel nach der Nutzung zu entsorgen und durch neue zu ersetzen sind.
Hinweise zur Kommunikation und Wirksamkeit bei Nutzung von Gehörschutz
Ein großer Vor-, aber damit auch gleichzeitig ein Nachteil von Gehörschützern ist die gewünschte Schalldämmung. Natürlich ist es mehr als sinnvoll, um das Gehör vor schädigendem Lärm zu schützen, aber insbesondere in Bereichen, in denen die Kommunikation eine große Rolle spielt, genauso störend. Dies verleitet den ein oder anderen Mitarbeiter dazu, für ein kurzes Gespräch oder Telefonat den Gehörschutz beiseitezulegen. Doch genau dies kann sich fatal auf den Tages-Lärmexpositionspegel (LEX, 8h) auswirken. Der Tages-Lärmexpositionspegel gibt die Lärmbelastung über einen Zeitraum von 8 Stunden an und ist ein wichtiges Maß. Nach der Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung darf der LEX, 8h 85 dB(A) nicht überschreiten. Doch genau dies kann durch ein kurzes Entfernen des Gehörschutzes geschehen und bei täglichem Tun zu einer Lärmschwerhörigkeit führen. Diese Problematik musst du bei deiner Unterweisung berücksichtigen und Lösungen vorschlagen. Denkbar ist etwa die Einigung auf im Betrieb einheitliche Handzeichen, die das Wichtigste zur Durchführung der Tätigkeit ausdrucken. Entscheidend ist jedoch, dass deine Mitarbeiter nur in Bereichen den Gehörschutz entfernen, in denen kein zu hoher Lärmpegel vorherrscht.
Übrigens, immer wieder tragen Mitarbeiter statt Gehörschutz Ohrhörer und hören Musik, weil sie meinen, damit die Schutzwirkung auch zu erreichen. Das ist aber ein Irrtum. Erstens schützen diese Ohrhörer nicht, und zweitens wird die Musik dann oft extra laut gestellt, um den Lärm zu übertönen, und dann werden diese zur schädlichen Gefahr.
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